Freitag, 19. April 2024
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Hilfeleistung > [ABCMESS] Gasaustritt (Grubengas)

Stichwort ABC Messen
Einsatzort Neunkirchen, Ringstraße
Datum 24.07.2022
Alarmierungszeit 18:51 Uhr
Alarmierungsart Meldeempfänger
eingesetzte Kräfte

LB Neunkirchen-Innenstadt
LB Hangard
LB Wellesweiler
Wehrführer FW Neunkirchen
FW Spiesen-Elversberg
    FW Illingen
      FW Eppelborn
        FW St. Wendel
          FW Saarbrücken
            FW Saarlouis
              FW Überherrn
                Technisches Hilfswerk
                  Rettungsdienst
                    Polizei

                      Hilfeleistung

                      Einsatzbericht

                      Pressebericht Feuerwehr Neunkirchen

                      Neunkirchen. Ein Alten- und Pflegeheim mit 76 Bewohner:innen in der Neunkircher Ringstraße musste am Sonntag, 24. Juli wegen akuter Explosionsgefahr durch austretendes Grubengas von der Freiwilligen Feuerwehr Neunkirchen, dem Deutschen Roten Kreuz (DRK) und dem Technischen Hilfswerk (THW) evakuiert werden. Alle Heimbewohner:innen konnten in einem mehrstündigen Einsatz erfolgreich in umliegende Pflegeeinrichtungen verlegt oder in die Obhut von Angehörigen übergeben werden. Nach einem großangelegten Messeinsatz mit Feuerwehr-Messeinheiten aus dem ganzen Saarland konnte am späten Abend Entwarnung für die Nachbarschaft des Alten- und Pflegeheimes gegeben werden. Der Grubengasaustritt beschränkte sich lediglich auf die Pflegeeinrichtung selbst.

                      Bei der Routinemessung eines Ingenieurbüros in der Pflegeeinrichtung an der Ecke Ring- und Parkstraße war am Sonntagvormittag eine stark erhöhte Konzentration des auch als Grubengas bekannten Methans festgestellt worden. Dieses ist im Unterschied zu dem zusätzlich mit einem stechend riechenden Odorierungsstoff versetzten Erdgas ein geruch-, geschmack- und farbloses Gas, das wiederum wie Erdgas im richtigen Mengenverhältnis zu dem Sauerstoff in der Luft hoch explosiv ist. Es tritt als Begleiterscheinung beziehungsweise Folge des Steinkohlebergbaus im Saarland teilweise natürlich aus dem Boden aus und ist untertage Auslöser der von Bergmännern gefürchteten Schlagwetterexplosionen. Der gemessene Methanwert lag zwar noch unterhalb, aber doch nahe an der sogenannten Unteren Explosionsgrenze. Aufgrund des besorgniserregenden Messwerts wurde um 11:30 Uhr Alarm für die Freiwillige Feuerwehr Neunkirchen sowie für den Rettungsdienst ausgelöst. Kurz war die Anfahrt für die Einsatzkräfte des Löschbezirks Neunkirchen-Innenstadt, liegt ihre Wache in der Friedenstraße doch nur wenige hundert Meter von der Pflegeeinrichtung an der Ringstraße entfernt. Um die unmittelbare Explosionsgefahr zu beseitigen, brachten Feuerwehrleute umgehend spezielle Überdrucklüfter am Pflegeheim in Stellung. Gemeinsam mit dem vor Ort verbliebenen Messtechniker des Ingenieurbüros nahm die Feuerwehr gleichzeitig engmaschige Gasmessungen in der Pflegeeinrichtung sowie in deren unmittelbarem Umfeld auf. Für den Moment konnte die Feuerwehr durch ihre Maßnahmen die Explosionsgefahr an der Pflegeeinrichtung bannen und die Situation stabilisieren, keinesfalls aber das Problem des Gasaustritts nachhaltig lösen.

                      Wegen der Gefahr durch das beständig aus dem Boden ausströmende Grubengas verständigten sich um die Mittagszeit der Feuerwehreinsatzleiter und zugleich stellvertretender Neunkircher Wehrführer Tobias Hans, Kreisbrandinspekteur Michael Sieslack, der Leitende Notarzt und die Neunkircher Bürgermeisterin Lisa Hensler gemeinsam mit dem Betreiber der Pflegeeinrichtung auf eine komplette Evakuierung des Alten- und Pflegeheims mit seinen 76 Bewohner:innen. Die Evakuierung des Heimkomplexes war alternativlos, stiegen doch bei jeder testweise kurzen Unterbrechung der Lüftungsmaßnahmen die Messwerte des Grubengases umgehend wieder stark an. Der Feuerwehr war es aber möglich die Situation an und in der Pflegeeinrichtung für die Durchführung einer koordinierten und ruhigen Evakuierung durch das kontrollierte Belüften und die fortlaufenden Gasmessungen stabil und sicher zu halten.

                      Für die Planung und Durchführung der Verlegung der 76 Heimbewohner:innen zog die Feuerwehr Neunkirchen die Unterstützung des DRK und des THW hinzu und griff für die Koordinierung auf seinen im Löschbezirk Wellesweiler stationierten Einsatzleitwagen zurück. Um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und bei den anstehenden umfassenden Maßnahmen zu unterstützen eilten auch der zweite Neunkircher Beigeordnete Thomas Hans und Landrat Sören Meng an die Einsatzstelle in der Ringstraße. Später stieß auch Landesbrandinspekteur Timo Meyer hinzu. Vor der Verlegung der Menschen aus der Pflegeeinrichtung musste zunächst deren Unterbringung geklärt werden. Während durch das DRK und den Heimbetreiber freie Kapazitäten in umliegenden Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen abgefragt wurden, wurde zugleich mit dem Aufbau einer Notunterkunft für die Heimbewohner:innen in der Seminarsporthalle in Ottweiler begonnen. Durch die drei THW Ortsverbände Neunkirchen, Spiesen-Elversberg und Illingen wurde der Transport von Krankenhausbetten aus einem Katastrophenschutzlager nach Ottweiler vorbereitet und teilweise auch durchgeführt. Während des Aufbaus der Notunterkunft zeigte sich jedoch, dass für alle Menschen aus dem zu evakuierenden Alten- und Pflegeheim andere besser geeignete Unterbringungsmöglichkeiten gefunden werden konnten. Das THW konnte daher den Aufbau der Notunterkunft in der Ottweiler Sporthalle abbrechen.

                      In der Parkstraße neben dem vom Gasaustritt betroffenen Alten- und Pflegeheim zog das DRK ein Großaufgebot an Einsatzkräften aus den Landkreisen Neunkirchen und Sankt Wendel für die anstehende Evakuierung zusammen. Zum Transport der bettlägerigen Heimbewohner:innen forderte das DRK eine ganze Reihe von Rettungs- und Krankenwagen an, für die noch gehfähigen Menschen normale Einsatzbusse. Zusätzlich stellte auch die Neunkircher Verkehrsgesellschaft (NVG) mehrere ihrer Linienbusse für den Transport der von der Evakuierung Betroffenen bereit. Bis 17 Uhr waren sowohl Transport, als auch Unterbringung der Heimbewohner:innen aus der Neunkircher Ringstraße geklärt und die Evakuierung konnte anlaufen. Den Anfang machte rund ein Dutzend bettlägeriger Menschen, die auf Tragen liegend mit Rettungs- und Krankentransportwagen in naheliegende Pflegeeinrichtungen und Krankenhäuser gebracht wurden. Danach folgten alle gehfähigen Menschen aus dem Pflegeheim, die mit Linienbussen der NVG und Bussen des DRK zu ihren vorübergehenden neuen Unterkünften gefahren wurden. Ein kleiner Teil der Heimbewohner:innen wurde auch von Angehörigen direkt am Pflegeheim abgeholt. Gegen 19:30 Uhr war die Evakuierung des Alten- und Pflegeheimes nach noch nicht mal drei Stunden erfolgreich abgeschlossen.

                      Keine Minute zu früh, denn etwa um diese Zeit begannen die Methangaswerte rund um das nun menschenleere Alten- und Pflegeheim nochmals stark anzusteigen. Zur Sicherheit bereiteten Feuerwehrleute einen Löschangriff zur Sicherstellung des Brandschutzes vor und brachten auch das Großtanklöschfahrzeug der Neunkircher Wehr mit seinem leistungsstarken Wasserwerfer in Stellung. Zusätzlich wurde der Löschbezirk Hangard zur personellen Verstärkung der Brandschutzmaßnahmen angefordert.

                      Um auszuschließen, dass durch die steigende Grubengaskonzentration auch Gefahr in anderen Bereichen rund um das geräumte Alten- und Pflegeheim bestand, leitete die Feuerwehr am Abend einen großangelegten Messeinsatz ein. In Rücksprache mit der Führung des Gefahrstoffzuges und dem Chemiefachberater des Landkreises Neunkirchen wurden die bei den Feuerwehren Illingen, Sankt Wendel und Saarlouis stationierten Messfahrzeuge des Katastrophenschutzes angefordert sowie auch Alarm für das bei der Berufsfeuerwehr Saarbrücken stationierte Führungsfahrzeug für größere Messeinsätze ausgelöst. Zur besseren Koordinierung des anlaufenden Messeinsatzes wurde der Neunkircher Einsatzleitwagen noch um ein ähnliches Fahrzeug der Feuerwehr Spiesen-Elversberg ergänzt. Eine ganze Armada von mit speziellen Gasspürgeräten ausgestatteten Feuerwehrmesstrupps durchkämmten in der Abenddämmerung den Bereich rund um das Alten- und Pflegeheim in der Ringstraße sowie Teile der angrenzenden Parkstraße. An vordefinierten Punkten sowie in den Kellern der verschiedenen Gebäude im betroffenen Straßenzug suchten sie nach weiteren Ansammlungen des gefährlichen Grubengases. Doch die ausführlichen Messungen blieben allesamt negativ. Einzig auf dem Grundstück des Alten- und Pflegeheimes konnten die Messtrupps austretendes Grubengas feststellen.

                      Mit den zwischenzeitlich anwesenden Vertretern des saarländischen Oberbergamtes sowie des Bergwerksbetreibers RAG konnte nach Abschluss des Messeinsatzes das Ende des Feuerwehreinsatzes vereinbart werden. Gegen 22:30 Uhr konnte die Feuerwehr ihren Einsatz rund um das Alten- und Pflegeheim in der Ringstraße nach elf Stunden vollumfänglich beenden. Zuvor war das Alten- und Pflegeheim von der KEW als kommunalem Energieversorger noch stromfrei geschaltet worden, um elektrische Zündquellen für das Grubengas in dem Gebäude ausschließen zu können. Über Nacht blieben an dem durch einen Sicherheitsdienst bewachten Alten- und Pflegeheim zudem Fenster und Türen geöffnet. Durch diese einfache Maßnahme konnten weitere Gasansammlungen verhindert werden.

                      In der Spitze befanden sich während der Planung und Durchführung der Evakuierung weit über 100 Einsatzkräfte von Feuerwehr, DRK, THW und Polizei am Alten- und Pflegeheim in der Ringstraße sowie beim Aufbau der Notunterkunft in Ottweiler im Einsatz. Über den Tag hinweg waren annähernd 200 Einsatzkräfte von Feuerwehren aus dem ganzen Saarland sowie DRK, THW und Polizei an dem Großeinsatz beteiligt. Für die Dauer des Einsatzes wurde zudem auf der Feuerwache in Neunkirchen eine Einsatzbereitschaft für etwaige weitere Einsätze im Innenstadtbereich eingerichtet.

                       

                      Bericht / Bilder: Christopher Benkert (Pressesprecher Feuerwehr Neunkirchen)

                       

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